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NEUE SONDERAUSSTELLUNG : "Unfreiwillig Sesshaft“ - Ayoreo-Totobiegosode-Ureinwohner Paraguays

29. 05. 2016

Die NGM lädt am 21.06.2016 zur Eröffnung einer neuen Sonderausstellung mit Vortrag/Film ins Natureum Ludwigslust ein

 

„Unfreiwillig Sesshaft“ - Ayoreo-Totobiegosode-Ureinwohner Paraguays

 

Im Nördlichen Gran Chaco von Paraguay tickt eine „Zeitbombe“. Es ist die der gnadenlosen Zerstörung eines ca. 16.000 Jahre alten Ökosystems. Es wird geopfert massiven Entwaldungen für die Rindfleischproduktion und dem Profit für einige Wenige. Mit den Pflanzen und Tieren sterben auch die Menschen, die dort seit grauer Vorzeit leben. Für die Paraguayer heißen sie Moros: `Wilde / Schwarze`, denn sie vermeiden jeden Kontakt zur bedrohenden Zivilisation. Sie selbst nennen sich Ayoreode: Menschen. Ihre Heimat sind die inzwischen immer mehr einem „Flickenteppich“ ähnelnden Urwälder im Grenzgebiet zu Bolivien. Eine der Lokalgruppen dieses etwa 6.000 Personen umfassenden Volkes sind die Totobiegosode. Seit die kolonisierende (weiße) Gesellschaft in ihren Lebensraum eindrang, zieht sich eine Blutspur wie ein roter Faden durch ihr Leben. Man hat sie gesucht und getötet. Missionare der fundamentalen, evangelikalen New Tribes Mission haben sie in der „Ära der Bibelfeldzüge“ mit Flugzeugen aufgespürt und gewaltsam in die Missionsstation gezwungen. So geschehen in den 1970er und 1980er Jahren. Eine weitere Gruppe sah sich 2004, wegen des fehlenden Zugangs zu Wasserstellen, die von Viehzüchtern besetzt worden sind, genötigt, ihr Leben im Wald aufzugeben.

Seit 1993 fordern die Totobiegosode, das Kerngebiet ihres Landes vom Staat zurück. Es handelt sich um ca. 550.000 Hektar ihres ehemaligen Territoriums, das insgesamt eine Fläche von ca. 2.800.000 Hektar umfasste. Ihre Landforderung stützt sich auf die in der nationalen Verfassung garantierten Rechte indigener Völker und die historische Verpflichtung des paraguayischen Staates zur Restitution von Land, das im Kolonisierungsprozess ohne Entschädigung enteignet wurde.

1997 gelang es den Totobiegosode wieder in ihre Waldheimat zurück zu kehren. Doch die gegenwärtigen Prozesse des Land Grabbing von internationalen Konzernen, illegale Invasionen von Holzfällern und die großflächige und rasch voranschreitende Abholzung und Zerstörung des Waldes für die Viehwirtschaft bedroht nicht nur ihr Überleben dort, sondern auch das ihrer Verwandten in den Resturwäldern. Die Ayoreo-Totobiegosode zählen zu den letzten Ureinwohnern Paraguays, die vom Jagen und Sammeln leben und noch Angehörige haben, die mit Speer, Pfeil und Bogen Widerstand gegen einen dauerhaften Kontakt zur kolonisierenden Gesellschaft leisten.

Die preisgekrönte Fotoausstellung «Unfreiwillig Sesshaft» gewährt Einblicke in das Leben und die Situation der Totobiegosode. Sie macht die ungleichen Bedingungen sichtbar, unter denen indigene Völker sowohl stillen Widerstand gegen ihre Verdrängung und Assimilation leisten als auch aktiv und kontinuierlich um die Grundlage ihrer Existenz und Autonomie kämpfen. Die Ausstellung des Vereins zur Unterstützung indianischer Landforderungen im Chaco von Paraguay und der Stiftung für indigene Gemeinschaften in Paraguay wird ergänzt von Freunde der Naturvölker (FdN) e.V.. Ihr Vorsitzender Bernd Wegener war vor Ort in Paraguay und hat auch die Totobiegosode-Dörfer Arocojnadi und Chaidi besucht.

Alle Interessenten sind herzlich zur Eröffnung der Sonderausstellung am 21.06.2016 um 18.30 Uhr im Natureum Ludwigslust eingeladen. Der Vortrag mit Film beginnt um 19.30 Uhr. Der Unkostenbeitrag beläuft sich für Mitglieder der NGM auf 2 € und für Gäste auf 3 €.

 

Text und Fotos: Bernd Wegener, Ludwigslust

 

Bild zur Meldung: Widerstand der Wald-Ayoreos gegen Rodemaschinen